Against all odds – oder: Ommm
- Seebee
- 27. Aug. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Sept. 2023

Unsere Parks sollen schöner, bunter und lebenswerter werden – auch der Görli. Und wir faulen Couchpotatos sollen durch niedrigschwellige Angebote zu mehr gesundheitsfördernder Bewegung motiviert werde. Zu diesem Zweck hat der Berliner Senat seit letztem Jahr das Bewegungsförderungsprogramm „Sport im Park“ mit zahllosen kostenfreien Angeboten in rund 300 Parks und Grünanlagen ins Leben gerufen.
Zugegebenermaßen ist das Angebot im Görli vergleichsweise gering. So fame, was Bewegungsbedürftigkeit angeht, sind wir offensichtlich noch nicht. Im Park am Gleisdreieck, im Waldeck- oder auch im Viktoriapark hätte ich täglich die Auswahl zwischen mindestens zwei Sportangeboten von A wie Ausdauertraining bis Z wie Zumba. Bei uns gibt es nur freitags von 10 – 11 Kung Fu und von 11 – 12 Yoga und wenn ich Schulferien habe, besuche ich gerne die Yogaklasse von Rosi.
Meistens beginnen wir damit, erst einmal die Augen zu schließen, ganz ruhig und uns unserer Umgebung bewusst zu werden – also im Hier und Jetzt anzukommen.
„Ey!“, schreit das Hier und Jetzt, „Kannst du deinen Scheißköter nicht an die Leine nehmen?“ Untermalt wird das ganze vom angstvollen Gejaule eines Hundes und dem drohenden Knurren eines anderen.
Manchmal sagt es auch „Bitte, bleib doch mal stehen und gib mir ein bisschen was. Ich brauch den Stoff!“ Oder es dröhnt in Form von Technomusik oder einer Motorsäge, die Bäume und Büsche beschneidet.
Wenn die Hintergrundgeräusche besonders vordergründig werden, rät Rosi immer zum Ommm. Und dann intonieren wir alle in unseren individuellen Tonlagen ein sehr melodisches Ommm dreimal in die Parklandschaft und machen dann mit unseren Asanas weiter. Derweil hat Rosie immer ein wachsames Auge auf unsere Fahrräder und Taschen.
Letzten Freitag haben wir probehalber unseren Standort von der Wiese am Fußballplatz auf einen schattigen Sandstreifen zwischen der öffentlichen Toilette und dem Spielplatz am Parkeingang Ecke Ratibor verlegt. Die Toilette wird von Parkbesuchern aber eher nicht benutzt, da sie den obdachlosen Junkies als Konsumraum dient - und in den kälteren Monaten oft auch als Schlafplatz. Daher beschränkt sich das Hier und Jetzt auf leise Schritte, die sich an unseren Yogamatten entlang zur Toilette hin- oder von ihr wegbewegen.
No need for Ommm so far.
„ICH WILL ABER NOCH NICHT GEHEN… DU LOOSER!“ Die Stimme des Hier und Jetzt ist etwa 5 Jahre alt und bringt uns alle aus der Konzentration und zum Lachen.
„NEIIIIN! DU TUST MIR WEH!“ Ein Vater zieht das Hier und Jetzt von der Rutsche, um zu seiner Frau, die einen Kinderwagen vor sich herschiebt und noch ein weiteres, etwas größeres Kind im Schlepptau hat, aufzuschließen.
Zeit für ein dreifaches Ommm…


