Und täglich grüßt das Müllmeltier
- Seebee
- 26. Aug. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Sept. 2023

Ja, ich weiß, Mülltrennung ist nicht einfach. Nicht umsonst stehe auch ich manchmal vor der Gelben Tonne und überlege, ob ich nun die Plastikverpackungen aus meiner Plastiktüte schütteln soll oder nicht, ob der alte Plastikeimer wirklich hier rein kommt und ob ich auch brav all die Alufoliendeckel von den Joghurtbechern abgezogen habe. Aber die restlichen Tonnen sind mir soweit eigentlich klar. Weißes Glas, grünes oder braunes Glas, Bio- oder Restmüll und Papier kann ich klar voneinander unterscheiden. Und dann sollten die Pappkartons bitte auch noch gefaltet werden, damit mehr davon reinpassen.
Eigentlich hat das bei uns immer gut funktioniert, bis man uns das Penthaus oben aufs Dach gesetzt hat. Der erste Mieter, der sich die exorbitanten Kosten dort leisten konnte, war ein junger Botschaftsangestellter aus Brasilien. Was er nicht von Übersee an schickem Interieur verschiffen und anliefern ließ, hat er sich hier gekauft. Darunter zwei megagroße Boxen von Teufel. Megagroße Boxen kommen auch in megagroßen Kartons. Megagroße Kartons passen nicht in die blaue Tonne. Was aber kein Problem ist, man kann sie auch einfach danebenstellen. Nur interessiert das dann die Jungs von ALBA wenig. Man kann von Glück sagen, wenn sie nicht als erzieherische Maßnahme auch die Tonne, aus der mittlerweile das Papier quillt, wochenlang stehen lassen. Wind und Regen gaben sich zwar Mühe, die großen Pappkartons kleiner und handlicher zu machen, aber ebenso langlebig wie die Soundboxen, waren auch die Kartons… .
Irgendwann wurde mir das Ganze zu blöd. Also habe ich die Dinger in unseren Aufzug verfrachtet, bin in den 5. Stock gefahren und habe sie auf die Dachterrasse geschoben. Erbost drohte mir der Mieter mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, falls mir das nochmal einfallen sollte. Die Kartons hat er dann aber zerkleinert und als er auszog hat unser Garten sogar seine Dachterrassenpflanzen geerbt.
Mittlerweile sind mehrere Mieter, mit denen man sich grundsätzlich nur auf Englisch verständigt, gekommen und gegangen. Aber das Mülltrennungssystem hat kaum einer verstanden. Besonders bezaubernd finde ich immer die Glaspyramiden, die kunstvoll oberhalb des Deckelrandes der Weißen und der Grünen Tonne aufgeschichtet werden. Man könnte annehmen in unserem Haus leben nur Alkoholiker - bis man feststellt, dass es sich hier auch um Milch-, Cola-, Wasserflaschen, Joghurtgläsern und andere Pfandbehältern handelt.
Wenn ich einen guten Tag habe, versuche ich ihnen zu erklären, dass diese Pyramiden leider nicht mitgenommen werden und sie nebenbei jede Menge bares Geld wortwörtlich in die Tonne drücken.
Wenn ich einen noch besseren Tag habe, nehme ich mir eine große Ikeatüte, hole alles was Pfand hat - auch aus der Gelben Tonne - raus und stelle die Tüte dann für einen der zahllosen Flaschensammler vor die Haustür.
Denn nicht jeder hier hat so viel Geld zu verschenken...


